16 Januar 2022

Tag 7 in der Toskana - Magliano & Capalbio!

Wie bereits erwähnt, bin ich im September nach langer Zeit wieder in die Toskana gefahren.

In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über meinen siebten Tag vor Ort!

 

 

 

Nach den spannenden, aber auch etwas anstregenden Ausflügen der letzten Tage, bleibe ich heute in der näheren Umgebung. In Capalbio möchte ich mehr über Domenico Tiburzi erfahren: Ein Bandit, der im 19. Jahrundert für viel Aufsehen gesorgt hat. Außerdem werde ich einen verhexten Olivenbaum und die geisterhafte Ruine Abbazia San Bruzio besuchen, in der man dem Glauben nach seinem eigenen Schicksal begegnen kann...


Der verhexte Olivenbaum
Der sogenannte Olivo della Strega befindet sich in der Gemeinde Magliano. Seinen Namen verdankt der Baum seiner kuriosen Form, die ihn aussehen lässt, als wäre er verzaubert worden. Zudem munkelt man, dass hier vor etlichen Jahren tatsächlich Hexen ihr Unwesen getrieben haben. Doch auch sein Alter unterscheidet ihn von anderen Bäumen: Er wird auf unglaubliche 3.000 - 5.000 Jahre geschätzt! 

Man findet ihn
inmitten eines Olivenhains, ganz in der Nähe der Chiesa della Santissima Annunziata. Die wenigen Hinweisschilder sind allerdings leicht zu übersehen. Trotz seines Alters trägt der Olivenbaum übrings immer noch etliche Früchte. Ich bin beeindruckt und stelle mir vor, was der Baum im Laufe der Jahre schon alles erlebt hat.


Die Abbazia San Bruzio
Nur drei Kilometer von dem Olivenbaum entfernt, liegt die Ruine der sagenumwobenen Abbazia San Bruzio. Die verlassenen Mauern des einstigen Klosters erwarten mich inmitten von nichts. Dunkle Gewitterwolken hängen am Himmel, als ich den unheimlichen Ort erreiche. Es herrscht eine gespenstische Atmosphäre. Man sagt, hier könne man seinem Schicksal begegnen und es ändern. Vorausgesetzt, man trägt ein reines Herz in sich... 
 
Der Legende nach tat dies eine junge Frau, als ihre große Liebe im Sterben lag. Sie bat um Verschonung ihres Liebsten und wurde vom Schicksal erhört. Allerdings verließ der Mann sie nach einer Weile. Das Mädchen kehrte traurig an den einsamen Ort zurück und gab ihr Leben als Pfand für das seine. 
 
Reumütig und von schlechtem Gewissen geplagt, soll der Geist ihres Liebsten bis heute keine Ruhe finden und den Ort immer wieder in der Hoffnung aufsuchen, das Schicksal möge ihn erhören und das Mädchen zurückbringen. 

 
Abgesehen von dieser traurigen Geschichte gilt der Ort tatsächlich als tragischer Schauplatz: Es heißt, dass vor langer Zeit die Nonnen das einsame Kloster aufsuchten, um hier, abgeschirmt vom Rest der Welt, heimlich ihre ungewollten Kinder zur Welt bringen zu können. Noch heute soll man die zurückgelassenen Kinder im Wind weinen hören.

Obwohl ich von alledem erst am Abend erfahre, spüre ich eine seltsame Aura vor Ort. Als ich mir später die Fotos der Ruine ansehe, meine ich außerdem, Gesichter in den Mauern zu erkennen und bekomme eine Gänsehaut.


Capalbio - Heimat von Domenico Tiburzi
Von der gruseligen Ruine bis nach Capalbio sind es mit dem Auto etwa 30 min. Während der Fahrt klart das Wetter auf und die Sonne durchbricht die Wolken. Neben der Fahrbahn hüpft ein Reh vergnügt über die Felder. Mit einem Mal wirkt alles freundlicher.
 
Mein Ziel ist der örtliche Friedhof, denn hier befindet sich die Todessäule von Domenico Tiburzi. Auch wenn dieser für Viele ein gefürchteter Bandit war: Für die Bewohner von Capalbio war Tiburzi eine Art Robin Hood. Er stahl er von den Reichen und ließ den Armen Geld zukommen. Als er im Oktober 1896 durch die Carabinieri erschossen wurde, stellte man seine Leiche an einer Säule aus. Fotos davon sind bis heute massig im Internet zu finden.
 
Vor genau dieser Säule stehe ich nun. Obenauf thront ein rostiges Kreuz. Das Grab an sich existiert nicht mehr, aber fest steht, dass es damals Streit über Tiburzi's Beisetzung gab: Der Pfarrer weigerte sich, ihn auf dem Friedhof zu bestatten. Die Dorfbewohner jedoch verehrten den gutmütigen Banditen und bestanden auf eine ordnungsgemäße Beerdigung. 
 
So wurde ein Kompromiss getroffen: Tiburzi's Oberkörper wurde außerhalb, und der Rest seines Körpers innerhalb der heiligen Friedhofsmauern begraben.  
 
Während ich so dastehe und die hölzerne Namenstafel betrachte, betreten zwei ältere Italiener den Friedhof. Sie steuern ebenfalls auf die Säule zu und unterhalten sich über die Heldentaten des einstigen Banditen. So lebt Tiburzi bis heute in den Herzen der Einwohner weiter.

Anschließend schlendere ich durch den überschaubaren Ort. Die Trattorien sind gut gefüllt, fröhliches Gelächter hallt durch die Gassen. Ich schaue an der dicken Fassade der historischen Rocca Aldobrandesca empor und klettere auf die Stadtmauer, um die Aussicht zu genießen. Von hier aus kann man bis zur Küste von Rom schauen! In zwei Monaten werde ich dort meinen Geburtstag verbringen.

Auf dem Rückweg knurrt mir der Magen. Bis auf eine Packung Spekulatius habe ich allerdings nichts dabei, sodass ich im nächsten Supermarkt ein paar Snacks kaufe. Den Rest des Tages verbringe ich bei einem Picknick am Strand in der Nähe von Porto Santo Stefano

 

Als die Sonne am Nachmittag verschwindet und kühler Wind vom Meer aufzieht, beschließe ich, den heutigen Abend gemütlich daheim zu verbringen. In meiner Ferienwohnung backe ich frische Focaccia auf, lasse mir dazu verschiedene Antipasti schmecken und beobachte, wie die Schiffe im Hafen sanft auf dem Wasser tanzen.

Auf den morgigen Tag freue ich mich ganz besonders, denn ich werde Elba wiedersehen! Die Insel hat mich damals so verzaubert, dass einer ihrer traumhaften Strände bis heute als Hintergrund meiner Homepage fungiert.

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