Längst ist bekannt, dass Venedig
viele Schauergeschichten zu erzählen hat. Oft handeln sie von verlassenen Hinterhöfen, alten Brücken oder seltsamen Erscheinungen. Doch
diese Geschichte ist anders...
In diesem Artikel erfahrt ihr, was es mit dem verfluchten Palast auf
sich hat!
Der Palazzo Dario (auch Ca' Dario genannt), befindet sich in Venedigs Stadtteil Dorsoduro. Er liegt am Canal Grande, ganz in der Nähe der Basilica Santa Maria della Salute. Seine
kunstvolle Fassade lässt kaum vermuten, das sich hinter seinen Mauern im Laufe der Jahrhunderte äußerst kuriose Dinge ereignet haben. Nahezu jedem Besitzer des alten Palastes ist ein tragisches Schicksal widerfahren.
Aber der Reihe nach...
Wer war Dario?
Giovanni Dario war ein Sekretär der venezianischen Republik. Der Bau des nach ihm benannten Palazzo geht zurück auf die wirtschaftlichen Beziehungen, die Venedig einst zu Konstantinopel hatte. Als die Hauptstadt des byzantinischen Reiches jedoch 1453 durch die Osmanen erobert wurde, riss der bedeutende Handel mit dem östlichen Mittelmeerraum schlagartig ab und Venedig geriet in die Krise.
So kam es, dass der Senat den herzoglichen Sekretär Giovanni Dario in die nunmehr osmanische Hauptstadt schickte, um einen Friedensvertrag zu erwirken und zu verhandeln. Als dieser tatsächlich mit vorteilhaften wirtschaftlichen Vereinbarungen zurückkehrte, wurde er als Held gefeiert und erhielt als Zeichen des Dankes einen hohen Geldbetrag von der Republik. Von dieser Summe beauftragte Dario 1479 den angesehenen Architekten Pietro Lombardo mit dem Bau des Palazzo.
Fertig gestellt wurde der Palast 1487. Mit den Jahren ist er deutlich abgesackt und neigt sich zur rechten Seite. Während die zum Canal Grande gerichtete Vorderseite des Ca' Dario mit verschiedenen Ornamenten aus mehrfarbigem Marmor verziert ist, erscheint die rostrot gehaltene Rückseite eher schlicht; am besten lässt sie sich vom Campiello Barbaro aus betrachten.
Von innen muss der Palazzo ein wahres Schmuckstück sein: Hohe Wände sollen
ein Zusammenspiel von venezianischem Rot und Gold offenbaren. Zudem verbergen sich hinter seinen geheimnisvollen Mauern mehrere prächtige Marmorelemente und Treppenaufgänge.
Die am Wasser gelegene Fassade weist die lateinische Danksagung "VRBIS GENIO IOANNES DARIVS" auf. Übersetzt bedeutet diese Inschrift so viel wie "Zu Ehren des Genies dieser Stadt: Giovanni Dario."
Die kuriosen Unglücksfälle
Mit Ausnahme von Giovanni Dario wurde fast allen Besitzern des Gebäudes ein tragisches Schicksal zuteil. Nach Darios Tod ging der Palazzo zunächst an seine
Tochter Marietta über. Diese war mit Vincenzo Barbaro verheiratet, dessem Vater der benachbarte Palazzo Barbaro Wolkoff gehörte. Kurz nach dem Einzug in den Palast ging Vincenzo bankrott und wurde wenig später erstochen aufgefunden. Hierüber zutiefst erschüttert nahm sich die Tochter von Giovanni Dario das Leben. Dem zurückgeblieben Sohn ereilte ein ähnliches Schicksal: Er starb 1542 eines gewaltsamen Todes auf Kreta.
Der Palast wurde schließlich an Arbit Abdoll, einen armenischen Edelsteinhändler veräußert. Unmittelbar nach dem Kauf verlor dieser jedoch seinen Reichtum und war gezwungen, den Palast im Jahre 1838 für nicht einmal
500 Pfund an den englischen Historiker Rawdon Brown zu verkaufen. Dieser ging ebenfalls bankrott und musste den Palast kurz nach dem Erwerb wieder verkaufen.
Nach
dem zweiten
Weltkrieg kaufte der amerikanischen Milliardär Charles Briggs das Gebäude. Als sich die Gerüchte über seine Homosexualität häuften, musste er Venedig jedoch alsbald verlassen. Er floh nach Mexiko, wo sein Geliebter kurz darauf umgebracht wurde.
1963 interessierte sich der italienische Opernsänger Mario del Monaco für den schönen Palazzo. Auf dem Weg zu dessen Besichtigung erlitt er allerdings einen schweren Autounfall. Später soll er von dem schlechten Omen des Ca' Dario erfahren, und von dem Kauf Abstand genommen haben.
Einige
Jahre später erwarb der Graf Filippo Giordano delle Lanze
den Palast. Gemeinsam mit seinem Geliebten Raul Blasich,
einem kroatischen Seemann, lebte er eine Zeit lang in dem Palazzo. Irgendwann drehte Blasich jedoch durch, griff nach einer schweren Vase und tötete den Grafen mit einem Schlag auf den Hinterkopf.
Anfang
der 70er Jahre wurde das Gebäude dann von Christopher Lambert, dem Manager
der Band The Who gekauft. Er schmunzelte über den Fluch, erlitt jedoch bald nach dem Einzug eine finanzielle Krise und äußerte im Anschluss bei Freunden, aktuell woanders zu übernachten, um den
Geistern des alten Palastes zu entkommen. Kurz darauf starb er.
Der
nächste Besitzer war der venezianische Geschäftsmann Fabrizio Ferrari. Er beschloss, den Palast gemeinsam mit seiner Schwester zu beziehen, doch dazu sollte es nicht kommen: Die junge Frau kam kurz vorher bei
einem Autounfall ums Leben. Fabrizio Ferrari stürzte schließlich in den Ruin und wurde wegen
verschiedener Anklagen verhaftet.
In den späten 80er Jahren kaufte der
Unternehmer Raul Gardini das Gebäude. Im Rahmen juristischer Untersuchungen geriet er unter Korruptionsverdacht und beging 1993 unter bis heute ungeklärten Umständen Selbstmord.
Ende der neunziger Jahre soll sich auch Woody Allen für den Palast interessiert haben. Als er von den vielen kuriosen Vorfällen erfuhr, verwarf er sein Vorhaben jedoch wieder.
Ungeachtet der Geschichte des damaligen Managers von The Who, mietete der Bassist der Band John Entwistle den Palazzo 2002 für einen Kurzurlaub in Venedig. Er starb eine
Woche nach seiner Rückkehr an einem Herzinfarkt.
Die Vermutungen
Aufgrund der vielen Ereignisse wurden im Laufe der Jahre verschiedene Spekulationen über den angeblich verfluchten Palast aufgestellt. Einige Venezianer behaupten, dass der Palazzo auf einem Templerfriedhof erbaut wurde. Andere schieben die negative Energie des Gebäudes auf einen Talisman, der lange vorher an der Anlegestelle des angrenzenden Palastes angebracht wurde. Wieder andere meinen, der Fluch geht auf einen Geschäftsmann zurück, der seinerzeit mit Dario
verfeindet war und einen schwarzen Magier damit beauftragt haben soll, seinen
Palast zu verfluchen. Oder ist das alles vielleicht ein Werk der selbsterfüllenden Prophezeihung?
Viele Venezianer haben bereits ein ungutes Gefühl, wenn sie Ca' Dario von außen betrachten. Sie mutmaßen, dass der Palast noch immer von den vielen ruhelosen Geistern der früheren Besitzer bewohnt
wird.
Als sich die Unglücksfälle häuften, erstellten sie ein Anagramm aus der oben erwähnten, an der Vorderseite des Palastes befindlichen Inschrift. Fortan beriefen sie sich auf die Worte "SVB RVINA INSIDIOSA
GENERO", was sich mit Aussagen wie "Ich schaffe heimtückisches Verderben" oder "Ich wurde auf einer heimtückischen Ruine erbaut" übersetzen lässt.
Nachdem das Anwesen 2006 an eine amerikanische Firma überging, wird es immer wieder restauriert. Der Palast ist nicht öffentlich
zugänglich, allerdings soll es eine Vereinbarung mit dem derzeitigen, unbekannten Eigentümer geben, wonach er für spezielle Kunstausstellungen zur Verfügung steht.
Wer den unheimlichen Palazzo Dario von außen betrachten will, kann entweder mit der Linie 1 den Canal Grande entlangfahren oder sich zu Fuß in die Calle del Bastion, Hausnummer 352, begeben. Die Tickets für die Wasserboote können direkt vor Ort oder online auf dieser Seite bestellt werden.
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