11 November 2021

Sankt Martin - Ein Held mit italienischen Wurzeln

"Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, 
sein Ross, das trug ihn fort geschwind..."

Jeder kennt die Geschichte des barmherzigen Sankt Martin, der seinen Mantel in zwei Hälften teilte, um einem frierenden Bettler zu helfen. Aber wusstet ihr auch, dass er italienische Wurzeln hatte?

 

 

Die weltweit bekannte Erzählung ist wahr: Sie beruht auf dem Heiligen Martin von Tours. Als Sohn eines römischen Militärtribuns aus Pavia lebte dieser im 4. Jahrhundert n. Chr. in Pannonien (heutiges Ungarn). Genau wie sein Vater wurde auch Martin als junger Mann zunächst Mitglied der römischen Armee.

 

Die Geschichte
An einem eisigen Winterabend im Jahre 335 ereignete sich dann die berühmte Schlüsselszene: Während einer Pferdepatrouille in Gallien entdeckte Martin einen vor Kälte zitternden Bettler. Er überlegte nicht lange und schnitt seinen Umhang mit dem Schwert in zwei Hälften, um ihn mit dem halb erfrorenem Mann zu teilen. 

In der gleichen Nacht erschien ihm Jesus Christus in Gestalt des Bettlers im Traum. Hiervon bekehrt, konvertierte Martin zum Christentum und verließ die Armee, um sich fortan seinem Glauben zu widmen.

Er verstarb am 8. November 397 in der französischen Gemeinde Candes, die ihm zu Ehren schließlich in Candes-Saint-Martin umbenannt wurde. Sein Begräbnis fand drei Tage später statt, weshalb wir noch heute am 11. November Sankt Martin feiern. 

 

Laternenumzug und Martinsgans
Der Leichnam des Heiligen Martin wurde seinerzeit in einer stimmungsvollen Lichterprozession nach Tours überführt. Hiervon leiten sich die heutigen Laternenumzüge ab, die bei Groß und Klein gleichermaßen beliebt sind.

Auch die Martinsgans kommt nicht von ungefähr: Angeblich zweifelte der bescheidene Martin an seinen Fähigkeiten, als das Volk ihn 371 zum Bischof wählte. Er versteckte sich in einem Gänsestall, doch das aufgebrachte Geschnatter der Tiere verriet seinen Zufluchtsort.

  

Das Martinsfest in Italien
Für die Italiener ist Sankt Martin ein wichtiges Ereignis, denn neben dem Glauben ist die Feierlichkeit auch mit einer uralten Tradition verbunden: 

In verschiedenen Regionen werden just an diesem Tag die Weinfässer geöffnet, um den sogenannten "Novello", also den neuen Wein, zu verkosten. Hiervon stammt auch das Sprichwort "A San Martino ogni mosto diventa vino" ab, das übersetzt so viel bedeutet wie "Zu St. Martin wird jeder Most zu Wein".  

Zu dem Novello werden traditionell geröstete Kastanien gegessen und Biscotti di San Martino zubereitet. Die rundlichen Kekse werden sodann in Wein getränkt und verzehrt. Auch gezuckerte Sfinci di San Martino erfreuen sich in vielen Regionen großer Beliebtheit.

 

In Venedig trifft man am Martinstag häufig auf Kinder, die mit Holzlöffeln auf Töpfe oder Pfannen schlagen und damit einen Heidenlärm verursachen. Ähnlich wie an Halloween ziehen die Knirpse dann von Haus zu Haus, um ein paar Süßigkeiten zu ergattern. In den Fenstern der Bäckereien warten derweil köstliche Dolcetti di San Martino darauf, verzehrt zu werden: Süße Mürbeteigplätzchen, die den Heiligen auf seinem Ross darstellen und mit Zuckerguss, Kuvertüre und bunten Schokolinsen verziert sind.

Man spricht in Italien übrigens auch von "Sankt Martins Sommer", da früher oftmals noch ein paar sonnige Tage auf den Feiertag folgten. Eines der bekanntesten italienischen Sprichwörter lautet deshalb "L'estate di San Martino dura tre giorni e un pochinino" (Der Martinssommer dauert drei Tage und ein bisschen). 

 

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