Vielleicht habt ihr die rätselhaften Kunstwerke schon mal am Strand entdeckt und euch gefragt, was es damit auf sich hat. In vielen Ländern gelten sie als Glücksbringer - So auch in Italien.
Welche Geschichte dahinter steckt und wo man sie finden kann, erfahrt ihr in diesem Artikel!
Muschel oder Schnecke?
Weder noch! Das sogenannte Occhio di Santa Lucia (deutsch: Auge der Heiligen Lucia) ist ein Operculum. Übersetzt bedeutet der lateinische Begriff soviel wie "Deckelchen" und stellt damit eine Art Tür dar, mit der sich die Schnecke (in diesem Fall die Kreiselschnecke) vor Fressfeinden schützt.
Das Operculum hat eine elliptische Form und besteht größtenteils aus Kalk. Während seine zartrosa, manchmal auch orangefarbene Außenseite von unebener Beschaffenheit ist, verfügt der innere Teil, der in direktem Kontakt mit dem Weichtier steht, über eine glatte, cremeweiße Oberfläche.
Diese offenbart eine filigrane Spirale, die vage an ein Auge erinnert und so zum Namensgeber der kleinen Gebilde wurde. Dabei sticht eigentlich eher die Rückseite ins Auge: Sie sieht dem menschlichen Ohr nämlich erstaunlich ähnlich!
Sobald die Schnecke stirbt, löst sich das Operculum und wird von der Strömung fortgetragen. Seine Reise endet oft am Meeresufer, wo nicht nur eifrige Kinderhände darauf warten, die kleinen Glücksbringer einzusammeln.
VorkommenDie Kreiselschnecke ist im gesamten Mittelmeerraum verbreitet und oftmals auch in anderweitigen Küstengebieten zu finden. Sie lebt in einer Meerestiefe von bis zu 20 m und ernährt sich von Algen. Dank seiner auffälligen Form lässt sich das begehrte Operculum leicht im seichten Wasser entdecken. Der
Spiaggia di Is Arutas im Westen der Insel
Sardinien ist nur einer von vielen Stränden, an denen man die flachen Deckelchen mit etwas Glück bestaunen kann.
Jedes Land hat seine eigene Bezeichnung für die kleinen Naturwunder: So werden sie in Indien "Shiva-Augen" genannt, in Australien und Neuseeland bezeichnet man sie hingegen als "Katzenaugen". Für die Südafrikaner stellen die geheimnisvollen Konstrukte wiederum Münzen von Meerjungfrauen dar. In einer Sache sind sich jedoch alle einig: Der Fund dieser kleinen Meeresgeschenke bringt Glück!
GlaubeSeit Urzeiten gilt das Operculum als Schutz vor dem bösen Blick (ital.
malocchio). In Indien symbolisiert es außerdem das dritte Auge der Gottheit Shiva. Aufbewahrt in einem Portemonnaie soll es in Spanien wiederum dafür sorgen, dass sein Besitzer immer genügend Geld bei sich hat.
So ist es kaum verwunderlich, dass man die kleinen Gebilde auf der ganzen Welt findet. Vor allem in verschiedenen Schmuckstücken erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Amulette, die ein Operculum beinhalten, nennt man im sardischen Dialekt Sa perda 'e s'ogu. Hier wird der winzige Glücksbringer häufig auch in einen Ring eingefasst, der den Träger fortan vor Migräne beschützen soll.
Legende
Es wird vermutet, dass der Name der kleinen Wunderwerke mit Santa Lucia, der Schutzpatronin des Augenlichts, in Verbindung steht. Der Geschichte nach soll die junge Frau ihre Augen ins Meer geworfen haben, um sich durch nichts und niemandem von ihrem Glauben ablenken zu lassen. Die heilige Mutter Gottes war von dieser Geste so überwältigt, dass sie Lucia ein Paar prächtigere Augen schenkte, als sie zuvor besaß.
Zum Schluss noch ein kleines Anliegen Denkt bitte daran, dass man die kleinen Glücksbringer nicht mit nach Hause nehmen muss, um sich an ihnen zu erfreuen. Mit den Jahren ist der Bestand der Occhi di Santa Lucia an den Stränden leider extrem zurückgegangen.
Ebenso verhält es sich mit Sardiniens feinem Puderzuckersand und den Quarzkörnchen der sogenannten Reiskörner-Strände. Lasst uns das schöne Paradies wahren, damit auch unsere Nachkommen sich noch an den kleinen Meeresschätzen erfreuen können.
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