In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über einen der schönsten Tage meiner Reise!
Heute werde ich Taormina wiedersehen - Das ist mein erster Gedanke, als ich an diesem Morgen wach werde. Die Vorstellung, schon in wenigen Augenblicken durch die schöne Stadt zu flanieren, stimmt mich euphorisch und treibt mich aus dem Bett.
Eigentlich beträgt die Strecke nach Taormina nur 8 km und dauert etwa 20 min. Wie gesagt... Eigentlich! Das Navi scheint allerdings heute besonders gut drauf zu sein, denn kurz vor der Ankunft beschließt es plötzlich, den kleinen Kia Picanto kreuz und quer durch das dicht bewachsene Hinterland zu lotsen.
Alles beginnt mit einem unscheinbaren Trampelpfad, der eher aussieht, als wäre er für Maultiere bestimmt. Aber hey, das Navi wird es ja wohl wissen... Es folgt eine halbe Stunde voller Angst und Schrecken.
Der Weg führt durch eine schier endlose, von riesigen Schlaglöchern geprägte Schotterlandschaft. Wenn man von dem bedrohlich tiefen Abgrund und den fehlenden Leitplanken absieht, kann man dem Ganzen durchaus etwas Positives abgewinnen: Prall gefüllte Granatapfelbäume, wildwachsende Kräuter und verwunschene Gemäuer bilden eine äußerst idyllische Kulisse. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Das bedeutet allerdings auch, dass man hier besser keine Autopanne haben sollte...
Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, ehe endlich wieder eine befestigte Straße in Sicht ist und das Knirschen unter den strapazierten Reifen nachlässt. Als schließlich auch das ersehnte Parkhaus auftaucht, spüre ich unendliche Erleichterung. Von hier aus sind es nur noch ein paar Meter zu Fuß!
Kaum dass ich den Torbogen Porta Catania erreiche, ist die verrückte Hinfahrt vergessen. Behutsam berühre ich die alten Steine und fühle mich in der Zeit zurückversetzt. Mit einem Dauerlächeln im Gesicht schlendere ich anschließend über den Corso Umberto. Meine Laune könnte nicht besser sein!
Nach und nach kommen die Erinnerungen zurück. Habe ich hier nicht schon mal ein Andenken gekauft? Oder diesen Brunnen dort fotografiert? Mit Sicherheit kann ich es nicht sagen, aber eines weiß ich ganz genau: Hier möchte ich bleiben! Und zwar am liebsten für immer.
Ich komme nicht umher, alles zu fotografieren, was mir vor die Linse kommt. Die Souvenirläden samt der vielen Keramikfiguren kommen mir bekannt vor und auch die schmalen Gassen und Treppenpfade, die ins Nirgendswo zu führen scheinen, erkenne ich wieder. Fast schon hatte ich die bunten Teste di Moro vergessen, die für Sizilien so typisch sind. Dass Taormina schön ist, wusste ich ja bereits. Aber so schön...?
In einem kleinen Schmuckgeschäft verliebe mich in einen Silberring, der mit einem Herzchen verziert ist. Wie passend, schließlich besitze ich auch einen ähnlichen Armreif aus Taormina.
Anschließend biege ich in die Straße ein, die zum Teatro Greco führt, bummle dort durch die verschiedenen Geschäfte und schlendere im Anschluss ziellos durch Taorminas Gassen. Erstaunlich, wie viele neue Winkel man abseits der bekannten Pfade entdeckt! So bemerke ich zum ersten Mal die Ruinen einer alten römischen Zisterne.
Zurück im lebhaften Ortskern beobachte ich einen alten Mann, der gerade einen Maurenkopf aus Keramik bemalt. In seinem Mundwinkel hängt eine Zigarette, er wirkt äußerst konzentriert. Als er bemerkt, dass ich ihn beobachte, führt er mich in sein Atelier und zeigt mir stolz seine Werke. Momente wie diese sind einfach unbezahlbar!
Allmählich macht die Hitze meinem Kreislauf zu schaffen. In einem Restaurant ergattere ich einen freien Platz auf der Terrasse. Bei gekühltem Wasser und einer köstlich duftenden Portion Pasta alla norma genieße ich den Blick aufs Meer.
Während ich mich in dem tiefen Blau fast verliere, läuft Il mio canto libero von Lucio Battisti im Radio. Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. Einfach, weil ich unbeschreiblich glücklich bin, hier zu sein.
Gestärkt verlasse ich schließlich das Restaurant. Die Zeit ist vergangen wie im Flug und langsam tritt die Dämmerung ein. Es ist an der Zeit, Abschied zu nehmen. Auf dem Weg zum Auto verspüre ich einen dicken Kloß im Hals. Wehmut umklammert mein Herz, als ich mich nochmal zu dem alten Stadttor umdrehe.
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