Er zählt zu den außergewöhnlichsten Bauwerken der Welt und verfügt über viele verborgene Details: Die Rede ist von Venedigs Uhrenturm Torre dell' Orologio.
In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über das einzigartige Meisterwerk und die grausame Geschichte, die man sich über das Schicksal des Uhrenmachers erzählt!
Die Konstruktion
Mit der Errichtung des Torre dell' Orologio ist dem Baumeister Mauro Codussi zweifellos etwas Großartiges gelungen. Mehr als drei Jahre dauerten die Bauarbeiten an, ehe der Turm schließlich am 01. Februar 1499 auf dem Markusplatz eingeweiht werden konnte. Bewundernswert ist vor allem das komplexe Uhrwerk, das von Gian Paolo Ranieri, einem Uhrenmacher aus der Emilia-Romagna, entwickelt wurde.
Den bedeutsamen Auftrag erhielt er von dem damaligen Dogen Agostino Barbarigo. Dieser wollte den Markusplatz mit etwas Einzigartigem schmücken, das die Welt zuvor noch nie gesehen hat. Aus diesem Grund lässt sich nicht nur die Uhrzeit von dem eindrucksvollen Meisterwerk ablesen, sondern auch der Tag, das jeweilige Tierkreiszeichen sowie die Mond- und Sonnenphasen. Gemeinsam mit seinem Sohn arbeitete Ranieri von 1493 - 1496 an den unzähligen technischen Details.
Einer alten venezianischen Legende zufolge wurde Ranieri nach Fertigstellung des Uhrwerks zum Essen in den Dogenpalast eingeladen. Was zunächst nach einem feierlichen Anlass klang, sollte sich jedoch als folgenschweres Schicksal für den talentierten Uhrenmacher erweisen: Um sicherzugehen, dass Ranieri kein zweites Meisterwerk dieser Art erschaffen würde, ließ der Doge ihm nach dem Abendmahl beide Hände abschlagen. Diese wurden angeblich zunächst im Dogenpalast aufbewahrt und später im Nationalmuseum ausgestellt.
Eine andere Legende besagt, dass dem Uhrenmacher stattdessen die Augen herausgerissen wurden. Nun, ich werde bei meinem nächsten Besuch der Lagunenstadt mal das örtliche Museum inspizieren... ;)
Das Geheimnis der Figuren
Ein besonderes Detail verbirgt sich auch hinter den beiden Bronzefiguren, die sich auf der Dachterrasse des Gebäudes befinden. Aufgrund ihrer dunklen Patina werden sie von den Venezianern liebevoll "I mori" genannt.
Die Figuren wurden 1497 von Ambrogio delle Ancore gegossen und stellen zwei Hirten dar. Zu jeder vollen Stunde schlagen sie mit einem Hammer gegen die gewaltige Glocke. Auf den ersten Blick erscheinen beide Figuren identisch, doch es gibt einen kleinen, entscheidenden Unterschied: Nur einer der beiden Hirten trägt einen Bart. Er soll einen alten Mann symbolisieren und damit in Kontrast zu dem anderen, jüngeren Hirten stehen. Nur wenige kennen den interessanten Hintergrund:
Die Glocke wird nämlich nicht zeitgleich, sondern auf eine ganz besondere Art und Weise von den Figuren geschlagen: Während der alte Hirte die Stunde zwei Minuten vor der genauen Zeit anschlägt, um damit die vergangene Zeit zu repräsentieren, schlägt der junge Hirte die Stunde genau zwei Minuten nach der eigentlichen Uhrzeit an, um so die noch bevorstehende Zeit darzustellen.
Zweimal im Jahr bietet sich am Torre dell' Orologio außerdem ein ganz besonderes Schauspiel: Am Dreikönigstag und an Christi Himmelfahrt kann man die Figuren der heiligen drei Könige beobachten, die angeführt von einem Engel stündlich die Statue der heiligen Mutter Gottes mit dem Christuskind passieren.
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