Mensch ärgere dich nicht, Mau-Mau, Kniffel, Vier gewinnt...
Die Mehrheit der Deutschen liebt Gesellschaftspiele und viele nehmen sie sogar mit in den Urlaub (Es könnte ja schließlich mal regnen...).
Doch wie sieht es eigentlich in Italien aus?
Doch wie sieht es eigentlich in Italien aus?
Während hierzulande ganze Spieleabende veranstaltet werden, bei denen wir uns die Finger wund würfeln und mit Schadenfreude die Spielfiguren der anderen rausschmeißen, sind die Italiener nicht die größten Fans von Brettspielen. Mensch ärgere dich nicht kennt man dort zum Beispiel gar nicht. Monopoly oder Quattro forza (Vier gewinnt) sind da schon etwas bekannter.
Dafür lieben die Italiener Kartenspiele! Gerade an den Feiertagen, wenn Jung und Alt in gemütlicher Runde zusammen sitzen, werden die Spielkarten gerne aus der Schublade geholt und für die unterschiedlichen Spiele durchgemischt. Und davon gibt es einige! Zum Beispiel...
Scala 40
Dieses Kartenspiel hat sich bereits um 1920 in Italien verbreitet und zählt nach wie vor zu den beliebtesten. Gespielt wird mit französischen Karten (52 Blatt). Jeder Spieler erhält 13 Karten. Eine Karte wird aufgedeckt in die Mitte gelegt, die restlichen Karten werden verdeckt auf einen Stapel daneben gelegt. Von diesem ziehen die Spieler im Wechsel jeweils eine Karte und fügen diese entweder ihren Handkarten zu oder legen sie auf die Karte in der Mitte, die den Ablagestapel repräsentiert. Beim Ablegen auf diesen Stapel muss der Spieler allerdings über ein Tris, Quartetti oder Scale verfügen, was jeweils 40 Punkte ergibt. Ziel des Spiels ist es, alle Handkarten auf diese Weise auszuspielen. Wenn man das Spiel abgeschlossen hat, nennen die Italiener es "vinto la mano", was so viel bedeutet wie "die Hand gewonnen".
Auch Scopa ist ein sehr beliebtes italienisches Kartenspiel. Es wird allerdings mit neapolitanischen Karten (bestehend aus 40 Blättern) gespielt, auf denen Stäbe (Bastoni), Schwerter (Spade), Kelche (Coppe) und Münzen (Denari) abgebildet sind. Die gleichen Farben findet man übrigens auch auf Tarotkarten. Meist wird Scopa zu zweit gespielt. Jeder Spieler erhält 3 Karten. 4 weitere Karten werden offen in die Mitte gelegt. Es wird jeweils eine Karte gespielt und dort abgelegt. Anschließend ist der nächste Spieler am Zug. Das Spiel endet, wenn ein Spieler 11 oder 21 Punkte erreicht hat. Wörtlich
übersetzt heißt dieses Spiel übrigens "Besen". Der Begriff kommt daher,
dass der Spieler alle Karten vom Tisch fegt, wenn er eine Scopa erreicht. Dies gelingt ihm, wenn er während des Spiels alle Karten vom Tisch nehmen kann.
Briscola
Auch dieses Stichkartenspiel wird mit neapolitanischen Karten gespielt. Angeblich stammt es aus dem 17. Jahrhundert. Bei diesem Spiel versuchen die Teilnehmer möglichst viele Karten zu bekommen, um für sich, bzw. für ihr Team eine möglichst hohe Punktzahl zu erhalten. Meist wird Briscola zu zweit oder zu sechst gespielt. Je nach Teilnehmeranzahl gibt es verschiedene Spielvarianten. Die Rangordnung der Blätter ist hierbei folgende: Ass (11 Punkte), Drei (10 Punkte), König (4 Punkte), Reiter (3 Punkte), Bube (2 Punkte). Die übrigen Karten 7, 6, 5, 4, 3 und 2 haben keinen Punktewert. Addiert man alle vorhandenen Karten, liegt die Gesamtpunktzahl bei 120, sodass der Spieler, der in einer Spielrunde mindestens 61 Punkte erreicht, gewonnen hat.
Solitario
Solitario ist nichts anderes als das Kartenspiel Solitaire. Hierbei geht es also darum, vier Kartenstapel mit je derselben Farbe zu bilden. Dabei müssen die Karten in der Reihenfolge Ass bis König gelegt werden. Die Italiener spielen Solitario aber häufig auch mit neapolitanischen Karten.
Tressette
Dieses Kartenspiel ist vor allem in Süditalien verbreitet. Man kann es zu zweit, zu dritt oder zu viert spielen. Auch hierfür benötigt man neapolitanische Karten. Spielt man zu zweit, erhalten beide Mitspieler jeweils zehn Karten. Bei Tresette gilt Farbzwang und jeder Stich enthält zwei Karten. Eine gespielte Karte kann nur mit einem höheren Blatt der gleichen Farbe gestochen werden. Die Reihenfolge der Karten ist: 3, 2, Ass, König, Pferd, Bube, 7, 6, 5, 4. Wer nach mehreren Spielen zuerst 31 Punkte erhält, gewinnt das Spiel.
Neben den verschiedenen Kartenspielen gibt es jedoch noch ein weiteres Gesellschaftsspiel, das die Italiener mit größter Leidenschaft zelebrieren:
Dies ist die
italienische Variante des Boule-Spiels. Hierbei versuchen die Spieler,
ihre Kugeln mit einem Wurf möglichst nah an die zuvor geworfene, kleinere Zielkugel
(Pallino) zu platzieren, bzw. die gegnerischen Kugeln von
dieser wegzuschießen. Wer zuerst 15 Punkte erreicht hat, gewinnt die Spielrunde. Italiener aller Altersklassen lieben Boccia und treffen sich vorwiegend am Strand, um dort die aus Holz, Plastik oder Metall bestehenden Kugeln zu werfen.
Die Geschichte der Boccia-Kugeln ist interessant: Angeblich können erste Anfänge sogar bis in die Steinzeit zurückverfolgt werden. Im 13. Jahrhundert verbreitete sich das Spiel sodann enorm. Es heißt, in der Lagunenstadt Venedig waren zu dieser Zeit alle Gassen und Plätze von Boccia spielenden Menschen aller Altersklassen übersäht. Da dies gerade in der Nacht mit störendem Lärm verbunden war und die Dogen um die öffentliche Ordnung fürchteten, erließen sie im Jahr 1576 ein Verbot gegen das Spielen auf öffentlichen Plätzen. Für den Fall der Verstoßes drohten ganze 10 Monate Gefängnis. Ähnliche Bestimmungen gab es auch in Rom und Florenz.
Wie immer gibt es natürlich auch für die hier aufgezählten Spiele mehrere Varianten, unterschiedliche Spielregeln und diverse Abwandlungen. Interessanterweise wird aber überall in Italien gegen den Uhrzeigersinn gespielt.
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