Wenn es um Neapel geht, denken die meisten zuerst an Pizza, Kriminalität und den Vesuv. Doch die Stadt birgt auch eine völlig andere Seite, in der Aberglaube eine große Rolle spielt.
Taucht ein in die schaurige Unterwelt des Cimitero delle Fontanelle...
Taucht ein in die schaurige Unterwelt des Cimitero delle Fontanelle...
Sterbliche Überreste wohin das Auge reicht |
Wer eine Parkanlage oder ähnliches erwartet, wird überrascht sein, denn der Cimitero delle Fontanelle ist eine unterirdische, katakombenähnliche Grotte und gleicht eher einem Beinhaus. Die düstere Tuffsteinhöhle ist in drei trapezförmige, etwa 15 m hohe Bereiche unterteilt, von denen mehrere verwinkelte Korridore weiter in die Dunkelheit hineinführen. Auf einer Gesamtfläche von ca. 3.000 m² findet man hier um die 40.000 Knochen!
Die Höhle
Oberhalb der Stadt verliefen zur damaligen Zeit vier kleine Quellen (ital. Fontanelle), die sich durch den massig vorhandenen Tuffstein zogen. Auf ihrem Weg hinunter ins Tal trugen sie die Tuffsteinfelsen im Laufe der Jahre ab, sodass regelmäßig Schlamm und Geröll die etwa 2 km entfernte Via dei Vergini entlang gespült wurden. Die heutige Via Fontanelle, in der sich die unheimliche Ruhestätte befindet, war infolgedessen nichts anderes als ein trübes Flussbett. Neben der Friedhofsgrotte existieren übrigens noch zahlreiche weitere Höhlen an den damaligen Ufern und heutigen Straßenrändern, aus denen bis zum 20. Jahrhundert Tuffstein zum Ausbau der Stadt gewonnen wurde.
Nutzung als Massengrab
Der Friedhof ist Zeitzeuge einer düsteren Epoche der neapolitanischen Geschichte und führt zurück in das 16. Jahrhundert. Bis zu diesem Zeitpunkt war es in Neapel üblich, die Toten innerhalb der örtlichen Kirchen beizusetzen. Wenn dort jedoch kein Platz mehr vorhanden war, wurden die älteren Leichname nachts unbemerkt ausgegraben und anschließend in leere Höhlen zusammengepfercht.
Nutzung als Massengrab
Der Friedhof ist Zeitzeuge einer düsteren Epoche der neapolitanischen Geschichte und führt zurück in das 16. Jahrhundert. Bis zu diesem Zeitpunkt war es in Neapel üblich, die Toten innerhalb der örtlichen Kirchen beizusetzen. Wenn dort jedoch kein Platz mehr vorhanden war, wurden die älteren Leichname nachts unbemerkt ausgegraben und anschließend in leere Höhlen zusammengepfercht.
Im Jahre 1764 verordnete das Gesundheitskomitee der Stadt schließlich, auch die Toten aus Neapels Armenvierteln auf dem Cimitero delle Fontanelle zu bestatten, da die städtischen Kirchen hoffnungslos überfüllt waren. Das Anlegen einer größeren Begräbnisstätte wurde notwendig, und so wurde der Friedhof 1810 erweitert. Nach Ausbruch der Cholera im Jahre 1837 wurden erneut mehrere tausend Leichen in der Friedhofshöhle angehäuft. Noch im gleichen Jahr erging schließlich ein Verbot, die Toten in die umliegenden Kirchen innerhalb der Stadt zu begraben, sodass weiterhin unzählige Tote auf dem Friedhof Fontanelle abgelegt wurden.
Die Gebeine von Donna Margherita Petrucci |
Der mysteriöse Kult
Diese Capuzzelle haben ihren Dienst erfüllt |
Verschiedene Opfergaben für die Capuzzelle |
Um einige Schädel ranken sich außerdem mysteriöse Geschichten, die für Gänsehaut sorgen. So ist der "schwitzende Schädel" (ital. La capa che suda) von Donna Concetta im Gegensatz zu den anderen Capuzzelle aus unerklärlichen Gründen immer poliert und nass. Ein weiterer berühmter Schädel ist der des Kapitäns (ital. Il Capitano). Was es mit den beiden geheimnisvollen Schädeln auf sich hat, erfahrt ihr in diesem Artikel! Seid gespannt!
Infos & Öffnungszeiten
Der Friedhof ist täglich von 10:00 Uhr - 17:00 Uhr geöffnet. Aufgrund der schwierigen Parksituation empfiehlt sich die Anfahrt mit der Metro, Linie 2. Der anschließende Fußweg dauert nur etwa 10 Minuten. An der Haltestelle "Materdei" steigt ihr aus und folgt den Stufen des linken Ausgangs (Via G. Appulo). Oben angekommen biegt ihr links in die erste Straße ab und folgt ihr bis zum Ende. Dort befinden sich Treppen, die euch hinab führen. Unten angekommen folgt ihr der Straße linkerhand. Nach kurzer Zeit seht ihr ein buntes Haus auf der linken Seite. Ein paar Meter dahinter befindet sich der Eingangsbereich des Friedhofs.
Der Kulturverein Insolitaguida bietet auf seiner Homepage übrigens eine zweistündige Führung an, die neben dem Besuch des Friedhofs auch einen Rundgang durch das Stadtviertel Sanità beinhaltet. Der Preis für Erwachsene beträgt 40 €, Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren zahlen die Hälfte. Die Tour steht in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch zur Verfügung. Termine können telefonisch unter (+39) 338 965 22 88 oder per E-Mail an info@insolitaguida.it vereinbart werden.
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Eine sehr interessante und spannende Geschichte. Normalerweise interessiert mich Geschichte nicht so sehr, doch du hast wieder einmal mit deinem kreativen Schreibstil bewiesen, dass auch "alte Geschichte" interessant sein kann. Besonders gefallen, hat mir das mit dem schwitzenden Schädel sowie der Höhle, in dem ein gläsener Sarg aufgebart ist. Gruselig aber spannend zugleich. Ich freue mich auf deine nächsten Storys ;-)
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