Mythen und Legenden haben mich schon immer begeistert. Auch in Italien erzählt man sich etliche kuriose Geschichten. Es heißt, in jeder einzelnen steckt auch ein Funken Wahrheit. Ob das stimmt...?
Heute erzähle ich euch die Legende von Colapesce: Eine Geschichte, die sich im 13. Jahrhundert in den Fluten von Sizilien ereignet haben soll...
Es war einmal ein junger Fischersohn aus Messina. Sein Name war Nicola, doch weil er schon als Kind so gut schwimmen konnte wie ein Fisch, wurde er von allen nur Colapesce genannt (Cola= Abkürzung von Nicola, Pesce= Fisch).
Seit Colapesce denken konnte, faszinierte ihn das Meer. Wann immer es ihm möglich war, stürzte er sich in die Wellen und tauchte bis auf den Grund hinab. Oft kam er mit verschiedenen Schätzen aus der Unterwasserwelt zurück und erzählte seinen Freunden von der Schönheit unterhalb der Wasseroberfläche. Begeistert lauschten sie seinen Erzählungen und trugen diese untereinander weiter.
Eines Tages erfuhr auch Friedrich II., der König von Sizilien, von Colapesces Geschichten. Er stutzte und glaubte nicht, dass ein einfacher Fischersjunge so gut tauchen konnte. So kam es, dass sich der König mit seinen engsten Beratern auf den Weg zu Colapesce machte, um dessen Fähigkeiten zu testen.
Um sein Können zu beweisen, sollte Colapesce sich drei Tauchprüfungen unterziehen. Anstandslos willigte er ein. Von einem kleinen Boot aus warf der König als erstes eine Tasse ins Meer und bat Colapesce, sie wieder heraufzuholen. So tauchte dieser hinab und brachte dem König die Tasse zurück. Friedrich II. war beeindruckt, doch es reichte ihm noch nicht. Er steuerte das Boot etwas weiter hinaus, hob seine Krone vom Kopf und warf auch diese mit Schwung ins Wasser. Ehe der König sich versah, tauchte Colapesce wieder an der Wasseroberfläche auf und hielt die goldene Krone in der Hand. Der König traute seinen Augen kaum und war begeistert. Für die letzte Prüfung fuhr er noch ein ganzes Stück weiter hinaus aufs Meer. Dort zog er seinen Ring vom Finger, holte aus, und warf ihn so weit er konnte in die Tiefen des Meeres. Gespannt lehnte er sich gleich darauf über Bootsrand und wartete. Es verging eine ganze Weile und allmählich wurde der König unruhig. Bis zum Sonnenuntergang suchte er vergeblich das Wasser ab, doch Colapesce blieb verschwunden. Im Glauben, der Junge sei ertrunken, kehrte der König schließlich schwermütig um.
Er konnte nicht ahnen, was wirklich geschehen war: Bei seinem letzten Tauchgang sah Colapesce, dass Sizilien auf drei Säulen erbaut wurde. Entsetzt stellt er fest, dass eine der drei Säulen zu brechen drohte. Er dachte an seine Familie, seine Freunde und an den König. Alles was ihm lieb und heilig war, befand sich auf dieser Insel. Entschlossen entschied sich Colapesce daher, für immer unter Wasser zu bleiben, um die kaputte Säule zu stützen. So bewahrt er Sizilien seit jeher vor dem Untergehen.
Es heißt, wenn die Insel bebt, sei er erschöpft und wechsle die Schulter...
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