24 Oktober 2017

Italien - Meine Liebe!

Italien, du hast mein Herz gestohlen. Seit mittlerweile vier Jahren fühle ich mich nun schon zu dir hingezogen. Ich kann nicht genug von dir kriegen, muss ständig an dich denken und freue mich jedes Mal auf unser nächstes Wiedersehen. Du bist fest in meinem Herz verankert. Zeit, das für immer festzuhalten...

Eine kitschige Geschichte über ein etwas anderes Urlaubs-Souvenir! ;) 




Es ist ein sonniger Tag auf Sizilien. Gegen 13:30 Uhr erreiche ich das Zentrum von Palermo. Die Anfahrt hat mich Schweiß und Nerven gekostet... Der chaotische Straßenverkehr zählt definitiv nicht zu deinen Vorzügen, Bella Italia. Aber er gehört nun einmal zu dir.

Nach einem kurzen Spaziergang durch die bunte Hauptstadt erreiche ich schließlich mein Ziel: The Good Fellas - Ein Tattoo-Studio. Wo, wenn nicht hier bei dir, mein Lieblingsland? Wann, wenn nicht jetzt, bei meinem 10. Besuch? Und was, wenn nicht meine Verbundenheit zu dir? Es heißt, ein Tattoo sollte gut überlegt sein, denn es bleibt für immer. Und für immer möchte ich nur eines auf der Haut haben, und das bist du! Also, lass uns hineingehen!


Ciro - Mein Tätowierer
Etwas aufgeregt laufe ich zu dem jungen Mann hinter der Theke und erkläre ihm, was ich gern auf meiner Haut festhalten möchte. Er schaut in den Terminkalender und ruft seinen Kollegen. "Ciro! Hai tempo libero?" Um die Ecke kommt ein Italiener Mitte dreißig. Er ist von oben bis unten tätowiert, nickt seinem Kollegen zu und stellt sich vor. Meine Angst vor Nadeln scheint mehr als offensichtlich zu sein, denn Ciro verzieht sein Gesicht zu einem breiten Grinsen, als er meine Nervosität bemerkt. So gut es geht versuche ich, meine Vorstellung zu erklären. Es soll ein Anker mit Schriftzug werden. Er nickt und bedeutet mir, kurz zu warten.

Während er an dem Entwurf arbeitet, nutze ich die Zeit, um draußen frische Luft zu schnappen. Schnell trinke ich noch eine Dose Zuckerwasser auf ex, damit mein Kreislauf gleich nicht schlapp macht. Als Ciro kurz darauf mit seinem Entwurf auf mich zukommt, passiert jedoch beinahe genau das. "So groß!?" Vor meinem inneren Auge erscheint eine Nadel in der Größe eines Hochhauses. Mit weit aufgerissenen Augen und zittrigen Händen stottere ich, dass das Tattoo viel, viel kleiner werden soll. Gemeinsam sitzen wir schließlich an der nächsten Vorlage und besprechen meine Detailwünsche. Während Ciro zeichnet, fragt er mich, was das Wort zwischen dem Anker bedeutet. Als er erfährt, dass es die deutsche Übersetzung für "Italia" ist, sieht er mich überrascht an und lächelt.


Zehn Minuten später ist es dann so weit. In einem sterilen Zimmer überträgt er den Entwurf unterhalb meines Nackenbereichs. Prüfend betrachte ich mich im Spiegel. Ich lasse das Motiv ein paar Milimeter tiefer setzen, schaue erneut in den Spiegel und gebe zögernd mein Okay. Ciro grinst, wirft die Tätowiermaschine an und fragt mich, ob ich das Geräusch ertragen kann. Mein Herz setzt einen Moment lang aus. Die Maschine klingt wie ein uralter, heißgelaufener Zahnarztbohrer kurz vor der Explosion. "ARRIVEDERCI!" rutscht es mir aus Angst heraus und ich überlege ernsthaft, aus dem Raum zu rennen.

Nachdem Ciro vor Lachen beinahe vom Stuhl fällt und ich einige Male tief durchatme, fange ich mich wieder. Ich frage ihn, ob ich die an der Wand hängende Küchenrolle benutzen darf. "Si, certo." sagt er und guckt etwas ungläubig, als ich mir aus dem Küchenpapier Stöpsel für die Ohren bastle. Er zeigt auf die Liege. "Sei pronto?" Tja gute Frage, bin ich bereit? Ich atme noch einmal tief durch, nicke, und lege mich auf den Bauch. Ciro schaltet die kleine Musikanlage ein. Durch meine provisorischen Ohrenstöpsel erkenne ich die Rolling Stones. Aus dem Blickwinkel sehe ich, wie Ciro sich Handschuhe überzieht. Als er die Maschine anwirft, schließe ich vorsichtshalber die Augen und schicke ein letztes Stoßgebet zum Himmel: "Lieber Gott! Bitte mach, dass ich mich nicht noch mehr blamiere!"


Geschafft! Mein erstes Tattoo
Dann denke ich an dich, Italien... An meine Verbundenheit zu dir und an unsere vielen schönen Erlebnisse. Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst, doch ich spüre die nächsten 15 Minuten nur einen kurzen, bittersüßen Schmerz. Gerade, als ich gedanklich das Lied "Angie" mitsinge, verstummt die  Maschine. 

Ciro beugt sich amüsiert über mich. "Come stai, Bella?" Mir geht es erstaunlich gut und ich kann kaum fassen, dass er schon fertig ist! Etwas unsicher stehe ich auf und laufe zum Spiegel. Tatsächlich... Jetzt habe ich dich für immer auf meiner Haut. 

Unfassbar, dass ich nicht einmal geplärrt habe - Ich bin stolz auf mich. Ciro grinst zufrieden und fragt mich, ob er ein Foto machen soll. Ich reiche ihm mein Handy und schaue mir ungläubig das Ergebnis an. Er fragt mich, wo ich schon überall in Italien gewesen sei und erzählt ein bisschen aus seinem Leben. Dann bekomme ich für die nächsten zwei Tage eine Folie verpasst.


70,00 Euro bezahle ich an der Theke, an der schon die nächsten Kunden warten. Ciro gibt mir seine Karte und drückt mich zum Abschied. Deine Herzlichkeit gehört übrigens zu den Dingen, die ich am meisten an dir liebe, Italien! 

Mit der Folie im Rücken laufe ich hinaus in die Mittagssonne und mache mich auf den Weg zu dem berühmten Kapuzinerkloster. Rund 2.000 Mumien werden die Ersten sein, die mein Tattoo zu Gesicht bekommen. Aber das ist eine andere Geschichte...




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